Freitag, 19. Juli 2013

Fahrrad-Spiroergometrie Mai 2013


(Angaben zum Feld 7 korrigiert)

Im Mai 2013 habe ich eine Fahrrad-Spiroergometrie gemacht. Das war meine zweite. Die erste war ein Jahr zuvor im April 2012. Damals ging es hauptsächlich um Trainingssteuerung/Trainingsempfehlung. Diesmal stand die medizinische Indikation im Vordergrund, und zwar: Atembeschwerden/Leistungseinschränkungen seit einigen Monaten.

Die Spiroergometrie hatte ein ziemlich "merkwürdiges" Ergebnis, nämlich eine sehr niedrige VO2 bei AT.

Deshalb habe ich mich auch relativ intensiv mit der Materie beschäftigt, als Laie natürlich, sowohl was das medizinische als auch das sportwissenschaftliche betrifft.

Im folgenden versuche ich mal meine Erkenntnisse zu meinem Spiroergometrie-Ergebnis zusammenzutragen (die einzelnen Ergebnisseiten kann man sich auch direkt downloaden, Seite 1, Seite 2, Seite 3, Seite 4):

Einflussgrößen:
45 J., männlich, 78 kg, 185 cm
Trainingszustand/Beschwerden: seit vielen Jahren regelmäßiges Ausdauertraining auf niedrigem Leistungsniveau (zwar 3-4 mal die Woche je ca. 45-60 min,  meist ca. 80%HF, dabei aber nur ca. 7,5 km/h), ab ca. 2010 keine weitere Verbesserungen (u.a. auch deswegen TB-OP), dann bis ca. Mitte 2012 wieder Trainingsverbessungen, aber ab ca. 08/2012 wieder Leistungsrückgang, "Tiefststand" 10/2012 außerdem Atembeschwerden, Belastungsdyspnoe beim Treppensteigen, längeren Spaziergängen, trotzdem weiteres Ausdauertraining (Laufen, kein Fahrradfahren)
Motivation beim Test: ausgesprochen hoch, wirklich bis zum Ende belastet und nicht vorher aufgehört; in der letzte Stufe war es dann auch so, als ob jemand den Stecker bei mir gezogen hätte: einfach plötzlich Ende/Aus
unmittelbar vor dem Test: am Vortag kein Training, letztes Essen 2,5 h davor, Medikamente: Blopress 8 mg am Morgen

Belastungsprotokoll:
Es wurde ein sog. Stufenprotokoll verwendet, d.h. die Belastung wurde Stufenweise gesteigert. Anfang: 50 Watt, Steigerung um 25 Watt alle 2 Minuten. (Beim Rampenprotokoll wird die Belastung stetig (stufenlos) gesteigert, wie bei einer Rampe, schiefen Ebene).

Leistungsfähigkeit:
Da ich die letzte Stufe von 225 Watt nicht über die gesamte Dauer von 2 Minuten sondern nur für 30 Sekunden (also zu einem Viertel) geschafft habe, geht die letzte Stufe auch nur zu einem Viertel ein (25 : 4 = 6,25). Somit ergibt sich eine erreichte Leistung von 206,25 Watt.
Im Befundausdruck wird als individueller Normwert für mich 242 Watt angegeben. Grundsätzlich ist das mehr oder weniger willkürlich bzw. beliebig. Es gibt allenfalls übliche und unübliche Soll- und Normwerte, aber kein richtig oder falsch. Da die Leistungsfähigkeit auch trainingsabhängig ist, kann man versuchen, den Faktor Trainingszustand in den Normwert zu integrieren (s.a. meinen Beitrag dazu im Trichterbrustforum). Die Normwertvorgaben, die ich für meine Person (45 J, m, 78 kg) so gefunden habe, reichen von ganz allgemein 195 Watt, bzw. untrainiert: 244 Watt bis trainiert (Freizeit-/Breitensport) 295 Watt).

-> Die Leistungsfähigkeit ist also allenfalls durchschnittlich und spiegelt jedenfalls keinen Trainingseffekt/-erfolg wieder.

Belastbarkeit:
Unter Belastbarkeit versteht man die höchste Belastungsstufe, die erreicht werden kann, ohne dass pathologische Symptome oder Befunde auftreten oder ohne schwerwiegende Verschlechterung vorhandener pathologischer Befunde. Laut Kardiologe gab es keine solchen pathologischen Symptome oder Befunde (bspw. im EKG). Der Test wurde ganz normal von mir wegen "muskulärer Erschöpfung" abgebrochen. Belastbarkeit = Leistungsfähigkeit.

maximale Sauerstoffaufnahme = maximale aerobe Kapazität VO2max:
erreicht: VO2max = 2,220 l/min, entspricht 69% Soll-VO2max
relativ zum Körpergewicht ergibt sich die relative VO2max/kg = 28 ml/min/kg

VO2 bei AT (VAT):
Laut tabellarischer Auswertung: 0,992 l/min, entspricht 31% Soll-VO2max.
Und laut Kursbuch Spiroergometrie (S. 121)  ist ein VO2 AT < 40% Soll VO2max ein sicherer Hinweis auf einen krankhaften Befund bzw. erhebliche Leistungsschwäche.


Zu den einzelnen Feldern der Auswertung (9 Felder Grafiken nach Wassermann):

Feld 8:

Zunächst etwas Buchwissen: In Feld 8 ist der Respiratorische Quotient R (auch RQ oder RER) aus VC02/VO2 dargestellt. Normalerweise ist der R in Ruhe unter 1 und zeigt an, wie sich der Energiestoffwechsel aus Fett und Kohlenhydraten zusammensetzt. Bei ansteigender Belastung und entsprechendem Glukoseabbau steigt auch der Quotient und erreicht normalerweise den Wert 1. Bei starker Laktatproduktion, wie das bei einer symptomlimitierenden Ausbelastung der Fall ist, kann der Quotient auch Werte >1 (bis ca. 1,3) annehmen, wegen des zusätzlichen CO2 aus dem Bikarbonatpuffer. Also R >1 zeigt an, dass der Patient metabolisch ausbelastet war. R >1 zeigt objektiv die Ausbelastung an.

Meine Werte: Der RQ ist von Anfang bis Ende über 1: am Anfang 1,14 und bei 200 W sogar 1,51. Irgendetwas stimmt doch da nicht.
In der Tabelle ist der Anfang zwar mit Ruhephase überschrieben, aber man tritt da ja schon in die Pedalen (17 Watt). Der Anfang hatte auch etwas länger als üblich gedauert, weil es Probleme mit der Programm-Umstellung von Spirometrie zu Spiroergometrie gab. Und ich kann mich auch noch erinnern, dass mir das Sitzen unangenehm und schon ziemlich anstrengend wurde. Insofern korreliert dieser komische "Befund" auch etwas mit meinem subjektiven Befinden. Auf jeden Fall kamen mir schon die niedrigen Laststufen verhältnismäßig anstrengend vor. Dass ich dann letztlich doch bis knapp 225 Watt geschafft habe, dürfte nur extremer Über-Motivation zu verdanken sein.

Wäre schön, wenn mir jemand dazu noch etwas erklären könnte: Messfehler, Ausbelastung schon bei niedrigster Intensität oder was?

Übrigens: Es gibt eine tolle Homepage mit vielen weiteren Spiroergometrie-Beispielen von Dr. Holger Klee (Lungenfacharzt). Dort im Fallbericht "Marathonläufer – Dekonditionierung und erschöpfter Bicarbonatpuffer?" gibt es auch eine Spiroergometrie (und zwar dort die zweite), bei der der Respiratorische Quotient auch über 1 startet und quasi über 1 bleibt: bei Ruhe 1,16, bei AT (85 Watt) 0,98, bei 215 Watt 1,31. Und auch sonst gibt es Ähnlichkeiten: wahrgenommene Leistungseinschränkungen (allerdings auf noch höherem Leistungs-Niveau als bei mir). Dort heißt es dann als Befund: "Neben einer (möglicherweise sekundären) Dekonditionierung ist eine Einschränkung des Bicarbonat-Puffers bei chronischer Niereninsuffizienz zu diskutieren." Nun, meine Nieren sind laut Laborwerte in Ordnung. Aber was hat eine Einschränkung des Bicarbonat-Puffers eigentlich genau zu bedeuten und wie füllt man den ggf. wieder auf?

[Update: Dr. Klee hat vor wenigen Tagen ein Buch zum Thema herausgegeben: Spiroergometrie: Lern- und Übungsbuch, bei Amazon kann man sich Teile des Inhalts anschauen.]

Feld 7:

Gibt das Atemzugvolumen bzw. die Atemzugtiefe VT in Abhängigkeit vom Atemminutenvolumen VE an. (VT - Volumen eines einzelnen Atemzugs, VE - Volumen aller Atemzüge einer Minute). Mit zunehmender Belastung muss man mehr atmen, um genügend Sauerstoff bereitzustellen. Dazu kann man prinzipiell tiefer und/oder schneller atmen. Wenn das tiefe Atmen beeinträchtigt ist, bleibt das schnellere Atmen als ausgleich. Normalerweise steigern Gesunde bei Belastung zunächst die Atemtiefe (bis zu ca. 60% der VC), dann die Atemfrequenz. Der im Feld 7 grau hinterlegte Kegel zeigt den Bereich der Atmung mit einer Atemfrequenz von 20 bis 50 an. Wie man leicht sieht, liegen bei mir relativ viele Punkte rechts neben dem Kegel, also bei einer Atemfrequenz über 50 und entsprechend niedriger Atemzugtiefe VT (tendenziell wie bei einer Restriktion).
Normalerweise sollten im Feld 7 wohl auch noch Grenzwerte eingetragen sein: Vitalkapazität (VC) und Inspiratorische Kapazität (IC). Als Ersatz nehme ich mal die Werte meiner Bodyplethysmographie, die 6 Wochen später gemacht wurde: VC = 4,29 l, IC = 2,51 l (IC=TLC-ITGV). Diese Werte muss man sich also als horizontale Geraden im Feld 7 eingetragen denken. Und unter Belastung, d.h. bei hohen VE, sollte das VT nicht über ca. 50-60% des VC reichen. Das wären also 2,1 bis 2,6 l. Eine andere Angabe bezieht sich auf das IC, das unter Ausbelastung nicht mehr als 80% ausgenützt werden sollte. Das wären 2,0 l. Ist die maximale Atemzugtiefe höher, soll das für eine inspiratorische Fesselung sprechen.
Ob meine Atemzugtiefe diese Grenzvorgabe bereits überschreitet, ist vielleicht eine Interpretationsfrage. Sie ist aber sicherlich hart an dieser Grenze. Und sicherlich ist eine geringe Atemzugtiefe "unökonomisch", weil sich das Totraumvolumen (u.a. Speiseröhre, Mundraum etc.) bei kleinen Volumen stärker negativ auswirkt als bei größerem Atemzugvolumen. Das ist auch ungefähr die (ausschließliche) Argumentation des Kardiologen für das (gesamte) Ergebnis.
Zusätzlich bedeutet ein geringes Atemzugvolumen gleichzeitig natürlich auch eine höhere Atemfrequenz (AF), um auf das nötige Atemminutenvolumen zu kommen. Normalerweise ist die Atemfrequenz bei ca. 16-20 pro Minute und steigt unter Belastung um das Dreifache, auf ca. 40-60/min. Nach den Punkten auf Höhe von 2 l in der Grafik ergibt sich für VE bis 160 eine Atemfrequenz von ca. 80! Abgesehen vom Totraumvolumen ist eine so hohe Atemfrequenz aber auch "Energieverschwendung", weil viel mehr Energie/Sauerstoff für die Atemmuskulatur benötigt wird, der nicht der Beinmuskulatur zum Pedaltreten zur Verfügung steht. Die Tabelle nennt bei 200 W folgende Werte: VE=127 l, VT=2,14 l, AF=60,8. Da ist die AF nicht mehr ganz so hoch, aber immer noch hoch.
Soweit ich das selber beurteilen kann, versuche ich auch bei Belastung eher tief als schnell zu atmen, auch manchmal "vorbeugend", um einer möglichen Luftnot oder Seitenstechen vorzubeugen. Ich denke, dass das auch bei dem Test so gewesen sein müsste. Laufen/Joggen und sich dabei unterhalten, wie es manchmal als Tipp für die Intensitätskontrolle empfohlen wird, ging bei mir glaube ich nie. Wenn ich mich bei lockerem Laufen unterhalte, bin ich schon immer außer Puste gekommen. Inzwischen ist es aber zeitweise so, dass ich selbst beim Spazierengehen + Telefonieren außer Puste komme.

(Bodypletysmographie, 6 Wochen später: VC=4,29 l (79,9%), FEV1=3,62 l (87,1%), IC(errechnet)=2,51 l (61,8%), TLC=6,9 l (89,6%), ITGV=4,39 l (120,5%), RV=2,61 (119,5%))

Feld 6:

Hier kann man die "Atemökonomie" bzw. Effizienz der Atmung auf einem Blick erkennen. Dargestellt sind die sog. Atemäquivalente VE/VO2 und VE/CO2. VE/VO2 gibt an, wieviel Atemluft VE ventiliert werden muss, um einen 1 Liter Sauerstoff O2 aufzunehmen. Der normale Ruhewert ist 30. Entsprechend bezieht sich VE/VCO2 auf die Abgabe von 1 Liter CO2 (normaler Ruhewert ca. 45-40).
Theorie: Unter Belastung steigt das Atemzugvolumen=Atemtiefe VT. Da das anatomische Totraumvolumen eine fixe Größe ist, wird sein Anteil am VT unter Belastung kleiner, und damit auch am VE. D.h. die Ventilation wird unter beginnender Belastung wegen der größeren Atemzugtiefe ökonomischer, was sich in einer Abnahme von VE/VO2 bis auf Werte um 20-25 zeigt. Mit zunehmender Belastung bis hin zur Ausbelastung wird die Atmung wieder unökonomischer, VE/VO2 steigt auf Werte von 35-40.
Zusammenfassend für VE/VO2 wäre also normal/optimal: Beginn mit 30, Abfall bei Belastung auf ca. 20-25, und Zunahme zu Belastungsende dann auf max. 35-40.
Man kann im Feld 6 wohl ganz gut ablesen, ob und in wieweit die Atemeffizienz normal oder schlecht bzw. gestört ist (hohe Sensitivität), aber man sieht nicht, woran das ggf. liegt und was die Ursache ist (niedrige oder keine Spezifität).

Meine Werte sind von einem solchen normalen Verlauf weit entfernt: Man erkennt auf einen Blick, dass VE/VO2 keine Werte unter 30 erreicht und dass bereits ab einem sehr frühen Zeitpunkt (= sehr niedrige Belastung) der Wert steigt. Das spricht für eine schlechte Atemökonomie/Atemeffizienz.
In der Tabelle werden folgende Werte für VE/VO2 ausgewiesen: Beginn (Ruhephase, 17 Watt): 40,3, AT (50 Watt): 29,7, VO2max (200 Watt): 54,9.
Zu deutsch: ich atme, genauer: ich ventiliere wie ein Weltmeister, aber es kommt vergleichsweise wenig Sauerstoff an.

Feld 3:

Gibt Auskunft über die Sauerstoffaufnahme während der Belastung. Mein Sollwert VO2 ist bei 3,2 l/min eingezeichnet (blaue Horizontale). Bis zum Belastungsende steigt VO2 (blaue Kurve) zwar stetig an (ungefähr bis ca. 2,5 l/min) und endet dann abrupt in einer spitzen Form (peak VO2 ohne Plateubildung), aber der Sollwert wird bei weitem nicht erreicht. In der tabellarischen Auswertung wird VO2 sogar nur mit 2,2 l/min angegeben (69% vom Soll).

Die Sauerstoffaufnahme VO2 steigt zwar wie gesagt mit zunehmender Belastung an, aber ich denke, dass der Anstieg etwas zu flach ist, d.h. die Steigung (Slope) ist zu niedrig. Gäbe es ein deutliches Abflachen vor Erreichen des Solls, also einen Knick in der Steigung wäre das wohl sicher pathologisch. Normalerweise sollten wohl so ca. 10 ml O2 pro Watt Leistung aufgewendet werden ("Aerobe Kapazität"). Diese 10 ml (+-1) gelten laut "Kursbuch Spiroergometrie" sowohl für Sportler wie auch für wenig Trainierte. Bei (Herz-)Kranken liegt der Wert unter Umständen um 8 (geringere Effizienz der Muskelarbeit bei raschem Erreichen von VAT). Wenn ich mit meinen erreichten Werten die Steigung errechne, komme ich bis 50 Watt auf ca. 10 ml/Watt und dann bis 200 Watt auf nur 7,8 ml/Watt. Das spricht für eine verminderte Anaerobe Kapazität. Mögliche Ursachen, insgesamt: Trainingsmangel mit geringer mitochondrialer Enzymmasse und/oder geringer Kapillardichte in der Muskulatur sowie Behinderung des O2-Antransports, also der Zirkulation, egal aus welcher Ursache (pulmonal, kardial oder vaskulär). Trainingsmangel würde ich bei mir eigentlich ausschließen und allenfalls fehlerhaftes oder falschesTrainings in Betracht ziehen (zwar zeitlich oft genug, aber vielleicht mit der falschen Intensität, zu wenig/zu viel, keine Ahnung).

Und normalerweise wäre das Überkreuzen von VCO2 über VO2 im Laufe der steigenden Belastung (d.h. anfangs rot VCO2 unter blau VO2), ein Zeichen für Ausbelastung und damit gut Mitarbeit, allerdings liegt hier das Überkreuzen quasi schon von Anfang an vor. Ausbelastung schon auf niedrigstem Niveau?

(Zwischen der erbrachten ergometrischen Leistung und der O2-Aufnahme gibt es eine Korrelation, so dass man zu einer bestimmten Leistung die gehörende VO2 abschätzen kann: 6,3 * 78 kg + 10,2 * 200 Watt = 2,531 l/min. Wäre die gemessene VO2 (2,2 l/min) erheblich niedriger (>20%) als die geschätzte, dann müsste ein Messfehler vorliegen (undichte Maske). Der gemessene Wert ist aber "nur" 14% niedriger als der geschätzte. Diese Abschätzung, insbesondere der Faktor 10,2 ist Geräte-abhängig. Und wie der passende Wert für den bei mir verwendeten Ergometer ist, weiß ich leider nicht. Kurz: Messfehler könnte vielleicht doch vorliegen.
Zusatzüberlegung: Man könnte natürlich auch schauen, ob denn der Sauerstoffverbrauch gleich zu Beginn plausibel ist. Allerdings habe ich da ziemlich verwirrende Angaben gefunden. Manche Autoren verstehen unter Ruhe "echte Ruhe", keine Bewegung (0 Watt für/durch Bewegung, nur Grundumsatz), andere verstehen unter Ruhe bereits Kurbeltreten ohne Widerstand (17 Watt, Grundumsatz + Bewegungsumsatz). Jedenfalls ergeben sich Werte von bspw. 5,8 oder 6,3 ml/min/kg bzw. 0,45 l oder 0,49 l (bei 78 kg). Bei mir sind es nur 5 ml/min/kg bzw. 0,388 l. Andererseits gibt es in den Fallbeispielen bei Dr. Klee auch etliche Beispiele, bei denen die Sauerstoffaufnahme zu Beginn so niedrig und noch niedriger war. Allerdings werden dort nur 0 Watt bei Beginn genannt. Das hilft also letztlich auch nicht viel weiter, um einen Messfehler zu beweisen oder auszuschließen.)

Feld 2:

Als horizontale Linien sind die Sollwerte eingezeichnet: Herzfrequenz-Soll lila und O2-Puls-Soll blau. Und man sieht, dass bezüglich Herzfrequenz das Soll erreicht wird. Das spricht für eine kardiale Ausbelastung. Eine hohe Pulsrate (erhöhte Herzfrequenz) kann auch konstitutionell oder als Zeichen eines Trainingsmangels oder einer Hyperthyreose oder Anämie zu werten sein.

Der O2-Puls ist die Menge Sauerstoff, die pro Herzschlag vom Körper aufgenommen wird (korreliert mit dem Herz-Schlagvolumen). Als Anhaltswerte (ml VO2/Herzschlag) gelten für Frauen ca. 10, Männer ca. 15, Sportler ca. >20. Der individuelle Normwert des O2-Pulses richtet nach den jeweiligen Normwerten von VO2-Soll und Herzfrequenz-Soll, also bei mir 3324/180=18,4.


Auswertung beim Kardiologen:
Der durchführende Kardiologe (erfahren, zusätzlich Sportmediziner und Sportwissenschaftler, Prof. Dr. Dr.) meinte, dass er noch nie so lange mit einer Spiroergometrie-Auswertung beschäftigt war, wie mit meiner. Er hat alles x-mal hin- und hergerechnet, die Anlage überprüft usw. Er meint, dass das Ergebnis so "merkwürdig" wie es ist, richtig ist. Auch im Vergleich mit der Spiro vor einem Jahr käme das Ergebnis hin. Vielmehr sei die vorjährige Spiroergometrie "falsch" interpretiert (ja, das Setzen der AT ist tatsächlich Interpretionssache mit entsprechendem Spielraum).
Sein Fazit: Ich solle zukünftig bei deutlich reduzierter Herzfrequenz trainieren, konkret also Fahrrad bei 108 Schlägen, bzw. Laufen bei 118 Schlägen. (Das geht aber nicht, denn selbst bei niedriger Laufgeschwindigkeit ist meine Herzfrequenz deutlich über 118. Bliebe also nur Gehen.)
Und weiterhin: Einschränkungen beim Herzen gibt es nicht. Die Herzfrequenz scheint ihm aber zu hoch, so dass er nochmal die Schilddrüsenwerte kontrollieren lies. Da hat sich dann später auch tatsächlich eine Störung ergeben.
Bezüglich Sauerstoffaufnahme, Atemtätigkeit etc. sah er aber keine Besonderheiten oder weiteren Handlungsbedarf. Das Ergebnis passe zur "geringen" seit längerem bekannten Einsekundenkapazität (FEV1 ca. 85% der Norm). Dadurch würde sich bei erhöhter Atemfrequenz das Totraumvolumen überproportional auswirken. Das stimmt natürlich auch, jedenfalls vom Prinzip. Allerdings hätte ich es besser gefunden, wenn er zum Zeitpunkt der Spiroergometrie einfach auch das aktuelle FEV1 bestimmt hätte (hat er später dann auch von selbst kritisch angemerkt). Alles in allem schien er ehrlich bemüht und wirklich überzeugt von seinem Ergebnis und dem, was er mir sagte. Demnach also keinerlei Anzeichen für einen Messfehler oder weiteren Klärungsbedarf (außer Schilddrüse).
Meiner Meinung nach kann eine FEV1 von ca. 85% der Norm das Ergebnis (und meine Beschwerden bzw. den Leistungsknick) nicht erklären! Die Frage ist, ob der Befund tatsächlich durch den bereits bekannten Totraum erklärbar ist, oder ob der Befund ein Hinweis für neuen, bisher noch unbekannten Totraum ist, quasi eine neue Erkrankung zusätzlich zur alt bekannten (Trichterbrust/TB-OP).
Und zukünftig bei einer Herzfrequenz von 118 zu "trainieren", wenn man das bei einer Geschwindigkeit von ca. 6,5 km/h überhaupt so nennen will, kann nicht normal oder gesund sein, wenn man vorher schon jahrelang gelaufen ist, also eigentlich halbwegs trainiert sein müsste.

Kommentar meines Lungenfacharztes:
Ich gehe seit ca. 2 Jahren alle 4 Wochen zur Hyposensibilisierung gegen Heuschnupfen. Bei dieser Gelegenheit habe ich die 9-Felder-Grafik kurz dem Lungenarzt vorgelegt. Wirklich Zeit hatte er nicht, aber er meinte, dass er eher nicht von einer niedrigen AT ausgehe, sondern eher von einer falsch niedrig gesetzten AT (Interpretationssache). Außerdem halte er nicht viel von einer Spiroergometrie ohne parallel durchgeführte Blutgasanalyse (BGA). Wenn man das nicht kann, sollte man es lieber gleich ganz lassen. Wichtig wäre eben, insbesondere in diesem (!) Fall, die Alveolo-arterielle Sauerstoffdruckdifferenz (AaDO2) zu bestimmen. Das war also nur sein allgemeiner Kurz-Kommentar quasi zwischen Tür und Angel. Ich habe mir dann für ein paar Wochen später einen regulären Untersuchungstermin besorgt, in dem dann eine gründliche Untersuchung stattfand und nochmal eine Spiroergometrie mit BGA für September vereinbart wurde (dazu später mehr). Er meinte aber auch gleich, dass er keine Trainingsberatung macht.

Kommentar meines Trichterbrust-Chirurgen:
Zur Zeit habe ich noch einen Nuss-Bügel nach Trichterbrust-OP implantiert. Ich habe deshalb den Trichterbrust-Chirurgen gefragt, in wieweit der Bügel das Ergebnis beeinflusst bzw. ob mein Spiroergometrie-Ergebnis typisch für Patienten nach einer Nuss-OP ist oder ob eine Diffusionsstörung vorliegen könnte. Er riet zu einer Wiederholung mit BGA, um Messfehler und eine interstitielle Lungenerkrankung auszuschließen.

Kommentar anderer Sportmediziner:
Sportmediziner Nr.1: Ganz normales Spiroergometrie-Ergebnis eines Untrainierten, nichts "pathologisches", Atemeffizienz nicht besonders niedrig, keine Auseinandersetzung mit meinem Hinweis/Einwand, dass ich ja regelmäßiges Training betreibe
Sportmediziner Nr. 2: Bei Leistungstest würde er sowieso von der Atemmaske abraten. Die Messen eh nicht immer richtig (man solle das aber nicht so laut sagen). Er bevorzugt die ausschließliche Laktatmessung, da die Atemmaske die Laktatmessung verfälscht.
Und ergänzend zum Verständnis: Da mein Lungenfacharzt zwar eine Spiroergometrie mit BGA machen wird, aber erst im September und auch gleich eine Trainingsberatung ausgeschlossen hat, war ich zwischenzeitlich noch bei einem anderen Sportmediziner. Und zwar in einem Sportmedizinischen Institut, das auch seit Ewigkeiten "Spitzen- und Leistungssportler betreut, aber auch für jedermann zugänglich und nutzbar ist". Die Leistungsdiagnostik findet dort an zwei Terminen statt. Zuerst eine neue Fahrrad-Ergometrie mit Laktatauswertung (aber ohne Spiro). Die hat Sportmediziner Nr. 1 gemacht. Und eine Woche später dann bei Sportmediziner Nr. 2 eine Laufband-Spiroergometrie ebenfalls mit Laktatauswertung. Blutgasanalyse können die dort auch wieder nicht. Zu den einzelnen Ergebnissen später mehr.

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